Fabrizio Corneli
3. Juni 2010
Fabrizio Cornelis bildnerische Arbeit ruht im kunsthistorischen Fundus der italienischen Hochrenaissance und ist eine ästhetische Synthese präziser geometrischer Berechnungen und philosophischer Reflexionen über die Wahrnehmung… Der Künstler hat das in der Renaissance und im Manierismus geborene Prinzip der Anamorphose, der Umgestaltung und Verzerrung, aufgegriffen und konsequent in das 21. Jahrhundert übersetzt. Nicht mehr der spezielle Standort lässt den Betrachter nun das Zerrbild korrigieren, sondern die gezielte Lichtvorgabe aus der Steckdose. Wer sehen will, braucht Licht. Licht wird benötigt, um die Dinge sichtbar zu machen… Licht, so führt es Fabrizio Corneli fort, ist die reinste Form der Energie. Licht wird bei seinen Arbeiten nicht nur als Erscheinungsmittel gebraucht, das aus dem Verborgenen formal reduzierte Abbilder von der Wirklichkeit auf die weissen Wände schickt. Licht und Schatten werden in seinen objekthaft-skulpturalen Licht-Schattenbildern vielmehr selbst zum Bild und zum Thema der Reflexion.
… Er setzt mit seinem künstlerischen Impuls das Spannungsfeld menschlicher Wahrnehmung in der ganzen Bandbreite zwischen Irrtum und Erkenntnis ‚ unter Strom ‚ und lässt das Sehen, Versuchen, Erfahren, Erkennen und Begreifen wieder zu einem bewussten Prozess wie zu einem sinnlichen Abenteuer werden. Denn irgendwann geht es dem Betrachter nicht mehr um die gesehenen Bilder aus Licht und Schatten, sondern um die Geheimnisse und die stille magische Kraft einer amorphen Technik und Ästhetik – um einen alten Zauber, der auch den modernen Menschen, der alles zu erklären gewohnt ist, erst einmal in die Irre führt, nachdenklich macht und zur Reflexion über den Ursprung des Gesehenen bewegt. Dabei stellt es Corneli seinem Publikum frei, ob es über Wissen, Erfahrung, Assoziation oder Fragen die Quellen dieser Bilder ergründet. Corneli versteckt seine Anamorphosen nicht: Er legt sie als eine Art offene Kunst an, um dem Betrachter einen möglichst freien Zugang zu ermöglichen.
(Text: Thomas Kriegisch)
www.fabrizio-corneli.com